Die wandernde Erde by Cixin Liu

Die wandernde Erde by Cixin Liu

Autor:Cixin Liu [Liu, Cixin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction, Short Stories
ISBN: 9783641222369
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2018-12-31T23:00:00+00:00


DAS MIKROZEITALTER

Im April 2001 veröffentlichte Cixin Liu diese Erzählung unter dem Originaltitel (Wei jiyuan) im Magazin Science Fiction World. Sie ist eine Fortsetzung von »Die wandernde Erde«. »Das Mikrozeitalter« wurde von Johannes Fiederling übersetzt.

Heimkehr

Der Vorreiter wusste jetzt, dass er der einzige noch lebende Mensch im gesamten Universum war.

Er wusste es, seit das Raumschiff Pluto passiert hatte. Von hier aus gesehen war die Sonne bloß ein matter Stern, nicht anders als vor dreißig Jahren, als er das Sonnensystem verlassen hatte. Doch die optische Divergenzanalyse, deren Ergebnis der Bordcomputer ihm umgehend präsentierte, hatte ihm verraten, dass Plutos Orbit ein beträchtliches Stück nach außen gewandert war. Anhand dessen ließ sich berechnen, dass die Sonne seit dem Beginn seiner Reise vier Komma sieben vier Prozent an Masse verloren hatte. Und das wiederum ließ nur einen einzigen Schluss zu, der sein Herz einen Augenblick aussetzen ließ, bevor es sich mit eisiger Kälte füllte.

Es war bereits geschehen.

Natürlich hatte die Menschheit schon vor Beginn seiner Reise gewusst, was ihr bevorstand. Tausende ins Herz des Sterns entsandte Sonden hatten den Astrophysikern Gewissheit gebracht, dass die Sonne bald einen kurzen, aber heftigen Energieblitz von sich geben und dadurch etwa fünf Prozent ihrer Masse einbüßen würde.

Hätte die Sonne ein Gedächtnis, dann hätte sie dieser drohende Verlust nicht sonderlich beunruhigt. In den Milliarden Jahren ihres Werdegangs hatte sie schon weitaus größere Veränderungen durchgemacht. Als sie damals im Wirbel der interstellaren Gaswolke entstand, fanden existenzielle Umwälzungen im Takt von Millisekunden statt. Wie jener glorreiche Moment, als die Gravitation sie kollabieren ließ und ihre beginnende Kernfusion im chaotischen Inneren der Wolke wie eine Fackel in der Finsternis strahlte.

Die Sonne wusste, dass ihr Leben ein fortschreitender Prozess war. Und obwohl sie sich gerade in der stabilsten Phase dieses Prozesses befand, waren solche kleinen, plötzlichen Veränderungen unvermeidlich. Selbst im stillsten Teich steigt nun mal ab und zu eine Luftblase auf und zerplatzt.

Die dabei verlorene Masse und Energie waren bedeutungslos. Sie würde weiterhin sie selbst sein – ein mittelgroßer Fixstern mit einer Magnitude von minus sechsundzwanzig Komma acht –, zumal sich die Auswirkungen des Energieblitzes auf den Rest des Sonnensystems in Grenzen halten würden. Den Merkur mochte sie zwar verdampfen und die dichte Atmosphäre von der Venus schälen, doch die weiter außen liegenden Planeten wären nur geringfügig betroffen. Der Mars würde durch das Verflüssigen seiner Oberfläche eine leicht verkohlte Farbe annehmen, und die Erde – ach, die Erde würde lediglich auf viertausend Grad Celsius erhitzt, und selbst das nur für eine Dauer von etwa hundert Stunden. Natürlich, dabei würden ihre Ozeane verdampfen und die Gesteinsschichten der Kontinente schmelzen und ineinanderfließen, aber das war es dann auch schon. Die Sonne würde nach alldem wieder ihre vertraute Form annehmen. Durch ihren Masseverlust hätten sich die Umlaufbahnen ihrer Planeten ein kleines Stückchen nach außen verschoben, aber was machte das für einen Unterschied? Auf der Erde würde die Durchschnittstemperatur dadurch gerade einmal auf minus hundertzehn Grad Celsius absinken, was ihrer geschmolzenen Oberfläche erlaubte, sich wieder zu verfestigen, und wodurch sogar etwas von ihrem Wasser und ihrer Atmosphäre erhalten bleiben würde.

Auf



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